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Model Drift

Philipp Schurr
6. Oktober 2025

In der Welt des Machine Learning ist ein gut trainiertes Modell nur der Anfang. Damit ein Modell dauerhaft präzise Vorhersagen trifft, muss es regelmäßig überwacht und angepasst werden. Ein zentrales Problem hierbei ist der sogenannte Model Drift – eine Veränderung der Modellleistung im Laufe der Zeit.

Was ist Model Drift?

Model Drift (auch Model Decay) bezeichnet die Verschlechterung der Vorhersagequalität eines Machine-Learning-Modells im Laufe der Zeit. Ursache dafür ist meist, dass sich die zugrunde liegenden Daten oder deren Verteilungen ändern. Das bedeutet, dass das Modell auf Daten trifft, die sich signifikant von denen unterscheiden, mit denen es ursprünglich trainiert wurde.

Da sich reale Datenumgebungen und Nutzerverhalten kontinuierlich weiterentwickeln, lässt sich Model Drift in der Praxis kaum vollständig vermeiden. Die Folge: ML-Modelle liefern zunehmend ungenaue oder falsche Ergebnisse. Das ist ein Risiko, das in vielen produktiven Systemen gravierende Folgen haben kann, etwa bei Fraud Detection, Diagnoseunterstützung oder Prognosemodellen im E-Commerce.

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Arten von Model Drift

Model Drift ist nicht gleich Model Drift: je nach Ursache und Art der Veränderung lassen sich verschiedene Typen unterscheiden.

Concept Drift

Beim Concept Drift ändert sich die zugrundeliegende Beziehung zwischen Eingabedaten (Features) und Zielvariablen (Labels)

Beispiel: Ein E-Commerce-Unternehmen, das ein ML-Modell zur Vorhersage der Kaufwahrscheinlichkeit (Label) nutzt, stellt fest, dass sich das Nutzerverhalten (Feature) in Folge eines gesellschaftlichen Wandels von Fast Fashion hin zu nachhaltiger Kleidung verändert hat und Prognosen immer weniger zutreffen.

Häufige Ursachen:

  • Gesellschaftlicher Wandel
  • Verändertes Nutzerverhalten
  • Neue Marktbedingungen

Data Drift (oder Covariate Drift)

Data Drift tritt auf, wenn sich die Verteilung der Eingabedaten selbst verändert, das zugrunde liegende Konzept jedoch gleichbleibt. Das Modell erhält plötzlich Daten, die es in dieser Form noch nie gesehen hat.

Beispiel: Ein Modell zur Produktempfehlung wurde mit Daten aus dem europäischen Markt trainiert. Nachdem das Unternehmen in den asiatischen Markt expandiert ist, ändern sich die Präferenzen und Kaufmuster der Nutzer deutlich. Die neuen Nutzergruppen bringen andere Feature-Ausprägungen mit, wodurch die Empfehlungen des Modells an Relevanz verlieren.

Häufige Ursachen:

  • Neue Datenquellen
  • Sensorveränderungen
  • Geändertes Nutzerprofil (z. B. bei saisonalen Effekten)

Drift durch Upstream-Datenänderungen

Diese Form des Drifts tritt auf, wenn sich Datenquellen oder Vorverarbeitungspipelines ändern, also wenn technische oder strukturelle Veränderungen in der Datenbereitstellung auftreten.

Beispiel: Ein Temperatur-Sensor liefert statt Celsius-Werten plötzlich Fahrenheit-Werte, ohne dass das Modell entsprechend angepasst wird. Obwohl sich das zugrunde liegende Konzept nicht geändert hat, führt die neue Skalierung der Daten zu gravierenden Fehlinterpretationen im Modell.

Häufige Ursachen:

  • Änderungen im ETL-Prozess
  • Austausch oder Kalibrierung von Sensoren
  • Neue Versionen von Daten-APIs
  • Fehlerhafte Transformationen oder Feature-Berechnungen 

Zusammenfassung

Bei Data Drift verändern sich also die statistischen Eigenschaften der Eingabedaten, während die Beziehung zum Zielwert unverändert bleibt. Concept Drift liegt dagegen vor, wenn sich die Beziehung zwischen Eingabe und Ausgabe verschiebt, selbst wenn die Daten unverändert erscheinen.

Beide Formen des Model Drifts beeinträchtigen die Modellgenauigkeit und treten häufig gemeinsam auf. Drift durch Upstream-Datenänderungen wird oft übersehen, ist jedoch besonders kritisch. Sie entsteht nicht durch inhaltliche Veränderungen, sondern durch technische Anpassungen im Datenfluss wie neue Datenquellen, geänderte Formate oder fehlerhafte Transformationen und kann abrupt zu fehlerhaften Vorhersagen führen.

Wie erkennt man Model Drift?

Model Drift ist tückisch, weil er sich schleichend vollzieht, weswegen ein regelmäßiges Monitoring essenziell ist. Folgende Methoden helfen bei der Erkennung:

  • Leistungsmetriken überwachen: Ein Abfall der Accuracy, Precision oder des F1-Scores kann ein Indiz für Drift sein.
  • Statistische Tests: Tests wie der Kolmogorov-Smirnov-Test oder Population Stability Index (PSI) helfen, Unterschiede in der Datenverteilung zu erkennen.
  • Vergleich von Vorhersagen mit echten Ergebnissen: Eine zunehmende Diskrepanz deutet auf Drift hin. 

Tipp: Auch moderne MLOps-Plattformen bieten oft integrierte Funktionen zur Drift-Erkennung.

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Maßnahmen gegen Model Drift

Ein einmal trainiertes datenbasiertes Modell ist nicht für die Ewigkeit. Um die Auswirkungen von Model Drift zu minimieren, empfehlen sich folgende Strategien:

  • Kontinuierliches Monitoring: Automatisiertes Überwachen der Modellperformance im Produktivbetrieb ist Pflicht.
  • Periodisches Re-Training: Regelmäßiges Nachtrainieren mit aktuellen Daten hält das Modell „up to date“.
  • Online Learning: Modelle, die sich kontinuierlich anpassen, können Drift oft automatisch ausgleichen.
  • Modell-Tuning: Durch Anpassung von Features, Hyperparametern oder der Modellarchitektur kann das Modell gezielt an neue Datenverhältnisse angepasst werden.
  • Anpassung der Datenpipelines: Änderungen an Datenquellen, ETL-Prozessen oder Preprocessing-Schritten sollten dokumentiert, überwacht und bei Bedarf korrigiert werden.
  • Komplette Neuentwicklung: Bei starkem oder nicht behebbaren Drift kann ein neues Modell auf Basis aktueller Daten notwendig sein.
  • Neue Datenbasis: Veraltete oder ungeeignete Trainingsdaten sollten durch eine aktuelle und repräsentative Datenbasis ersetzt werden.
  • Modellbeschränkung: In stark driftenden Umgebungen kann das Modell auf stabile Teilbereiche beschränkt werden, um Fehler zu minimieren.
  • Versionierung von Modellen und Daten: Eine saubere Dokumentation erleichtert das Zurückverfolgen von Performance-Problemen.
  • A/B-Tests: Der parallele Einsatz von neuen und alten Modellen hilft, Drift frühzeitig zu identifizieren. 

Fazit

Model Drift ist ein natürlicher Prozess im Lebenszyklus eines Machine-Learning-Modells, der dennoch nicht ignoriert werden darf. Ohne gezieltes Monitoring und regelmäßige Aktualisierung nimmt die Modellqualität zwangsläufig ab.

Unternehmen, die Machine Learning erfolgreich einsetzen möchten, brauchen daher ein robustes MLOps-Konzept, das Drift erkennt und adressiert. Nur so bleiben Vorhersagen auch in einer sich ständig wandelnden Welt zuverlässig.

FAQ

Wie erkenne ich frühzeitig, ob mein Modell von Model Drift betroffen ist?

Ein regelmäßiges Monitoring ist entscheidend. Typische Anzeichen für Drift sind sinkende Modellmetriken (z. B. Accuracy oder F1-Score), signifikante Änderungen in den Datenverteilungen (z. B. über den Population Stability Index) oder abweichende Vorhersagen im Vergleich zu echten Ergebnissen.

Kann Model Drift vollständig verhindert werden?

Nein, Model Drift lässt sich nicht vollständig vermeiden, da sich Daten, Nutzerverhalten und Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit fast immer verändern. Ziel ist vielmehr, Model Drift frühzeitig zu erkennen und gezielt zu reagieren, zum Beispiel durch Modell-Monitoring, Re-Training, Tuning oder Anpassung der Datenpipelines.

Was ist der Unterschied zwischen Concept Drift und Data Drift in einfachen Worten?

Bei Data Drift ändern sich die Daten, die das Modell erhält, zum Beispiel weil neue Nutzergruppen auftauchen. Bei Concept Drift bleibt das Datenformat gleich, aber das Verhalten dahinter verändert sich, sodass das Modell also falsche Annahmen über bekannte Eingaben trifft.

Wer kann mir beim Thema Model Drift helfen?

Wenn Sie Unterstützung zum Thema Model Drift benötigen, stehen Ihnen die Experten der mindsquare AG zur Verfügung. Unsere Berater helfen Ihnen, Ihre Fragen zu beantworten, das passende Tool für Ihr Unternehmen zu finden und es optimal einzusetzen. Vereinbaren Sie gern ein unverbindliches Beratungsgespräch, um Ihre spezifischen Anforderungen zu besprechen.

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