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Digitale Barrierefreiheit

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Jannik Vieth

Leitung Karriere-Redaktion & Employer Branding

digitale Barrierefreiheit

Ob Apps, Websites oder Online-Services: mit ihnen aufgewachsen navigieren wir uns problemlos durch digitale Räume wie durch unsere linke Westentasche. Gewöhnt an unsere fünf Sinne ordnen wir sperrige Websites den kleinen Alltagsproblemen zu. In diesem Kontext macht „digitale Barrierefreiheit“ stutzig. Man muss schließlich nicht Treppensteigen, um ins Internet zu gelangen. Was dahinter steckt, erfährst du hier.

Was ist digitale Barrierefreiheit?

Im Kern bedeutet digitale Barrierefreiheit, dass digitale Inhalte so gestaltet werden, dass sie für möglichst viele Menschen zugänglich sind – unabhängig davon, ob sie eine Seh-, Hör-, Bewegungs- oder kognitive Beeinträchtigung haben. Das Ziel: Alle sollen dieselben Inhalte, Funktionen und Dienstleistungen nutzen können.

Das umfasst viele Dinge, von gut lesbaren Texten und zugänglichen Navigationsstrukturen bis hin zur Unterstützung von Hilfsmitteln wie Screenreadern. Selbst Untertitel bei Videos oder alternative Texte für Bilder gehören dazu. Für dich als künftige*r IT-Profi ist das nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine soziale Verantwortung.

Rechtliche Grundlage – Warum es mehr als nur „nice to have“ ist

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur ein moralisches Ziel, sondern teilweise auch gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland regelt das die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0), die öffentliche Stellen dazu verpflichtet, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Europaweit ist die EU-Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu Websites und mobilen Anwendungen relevant. Der internationale Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1-Standard bietet praktische Leitlinien, wie digitale Inhalte barrierefrei gestaltet werden können. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie nicht nur Barrieren abbauen, sondern auch rechtliche Risiken minimieren.

Wie kann digitale Barrierefreiheit umgesetzt werden?

Jetzt zur spannenden Frage: Wie kannst du das konkret umsetzen? Wir haben uns einige Ansätze überlegt, die du direkt in deinen Projekten nutzen kannst:

Barrierefreie Inhalte

Baue Texte leicht verständlich und mit semantisch korrekten HTML-Strukturen auf. Das hilft nicht nur den Suchmaschinen, sondern auch Menschen, die Screenreader verwenden. Überschriften, Absätze und Listen sorgen für eine klare Struktur.

Alt-Texte und Bildbeschreibungen

Alternative Textbeschreibungen (Alt-Texte) ermöglichen blinden und sehbehinderten Menschen zu verstehen, was auf einem Bild dargestellt ist. Kurze, prägnante Beschreibungen sind hier das A und O.

Untertitel für Videos und Transkripte

Versehe deine Videos mit Untertiteln, damit du deinen Content gehörlosen Menschen vermitteln kannst. Transkripte von Audioinhalten sind ebenfalls wichtig – sie sorgen dafür, dass Inhalte (z. B. Musik) nicht verloren gehen.

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Guter Kontrast und Farbwahl

Die Farbgestaltung spielt eine wichtige Rolle. Für Menschen mit Sehschwächen oder Farbenblindheit sollten die Kontraste ausreichend hoch sein. Tools zur Überprüfung des Farbkontrasts helfen dir dabei.

Tastaturbedienbarkeit

Alle Funktionen sollten mit der Tastatur bedienbar sein – das hilft Menschen, die keine Maus nutzen können oder auf alternative Eingabegeräte angewiesen sind. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch ein wesentliches Kriterium der Barrierefreiheit.

Assistive Technologien

Teste deine Projekte mit Screenreadern, Spracherkennungssoftware und anderen Hilfsmitteln. So erkennst du frühzeitig, ob alle Inhalte zugänglich sind und kannst entsprechend nachbessern.

Warum du dich damit beschäftigen solltest

Klar, die gesetzlichen Vorgaben spielen pflichtmäßig eine Rolle. Aber lohnt sich die Extra-Arbeit wirklich? Sollte es nicht reichen, die grobe Mehrheit zu erreichen?

Oft folgt auf solche Fragen Tadel: „Inclusivity ist geht über gesetzliche Vorhaben hinaus, sie gehört zu unseren moralischen Pflichten!“ Einerseits stimmt das natürlich. Andererseits ist es völlig menschlich von dir, die Kosten-Nutzen Verhältnisse einer Aufgabe kritisch abzuwägen.

Bequemlichkeit Sells!

Zu hinterfragen, ob sich der Aufwand lohnt, ergibt angesichts des Wortes „Minderheit“ scheinbar Sinn – scheinbar. Denn im Marketing spielen kleine Prozentsätze die größte Rolle. Kleinste Optimierungen summieren sich schnell zu einem bedeutenden Vorteil. Das ist der Grund, warum Firmen z. B. für einen kleinen Werbespot bereitwillig große Summen zahlen.

Eine möglichst zugängliche Darstellung deiner Inhalte wirkt auf jede Personengruppe attraktiv. Schöne Kontraste, verdauliche Inhalte oder ergänzende Erklärungen, wo der ein oder andere verwirrt die Augenbraue hebt – Zugänglichkeit gefällt.

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Schließlich muss jemand nicht hörgeschädigt sein, um von deinen händisch angelegten Untertiteln zu profitieren: Es ist für jeden angenehm, gesprochene Inhalte trotz raschelnder Chipstüte problemlos aufnehmen zu können.

Über den „guten Eindruck“ hinaus

Wo einige Bequemlichkeit finden, besteht für andere eine Notwendigkeit. Das ist niemandes Schuld – warum dann also jedermanns Verantwortung? Empathie ist hier der springende Punkt. Aber meist ist es schwierig, Einfühlungsvermögen für Menschen zu empfinden, zu denen man keinen Bezug hat. Die folgende Beispielsituation könnte dir dabei helfen:

Dein Kommilitone trägt normalerweise ein Hörgerät, legt es zuhause allerdings ab, da er sonst mit Kopfschmerzen zu kämpfen hat. Oft lernt er eher last Minute, eine schlechte Angewohnheit. Im Prüfungsstress sucht er ein Video über reelle Zahlen mit Untertiteln. Er schreibt dir und fragt nach Hilfe, ihr sucht gemeinsam – „Kein Ding, so lang wird es schon nicht dauern.“
Aber es dauert eben. Dein Kommilitone entschuldigt sich mehrmals bei dir für die Umstände. Irgendwie ärgert es dich. Muss er sich diese Mühe etwa immer machen?

Fazit

Digitale Barrieren mögen für diejenigen von uns seltsam erscheinen, die sich intuitiv durch digitale Räume navigieren können. Intuitiv gestaltet für die einen, viel umständlicher Aufwand für die anderen. Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen, dieselben Inhalte nutzen können – und das sollte selbstverständlich sein. Die rechtlichen Vorgaben unterstreichen den dringenden Bedarf nach nachhaltigen Lösungen für Kreativität, technisches Knowhow und eine Portion Empathie.

 

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